Freundschaft.
Freundschaft ist nicht irgendeine Sozialbeziehung, Freundschaft ist eine Tugend und allen anderen Konstrukten gegenüber erhaben. Wahre Freundschaft ist unbegrenzt, Freundschaft ruht nicht im Geringsten auf Nützlichkeit!
Wie groß die Bedeutung der Freundschaft ist, kann man besonders daraus ersehen, dass aus der von der Natur selbst gestifteten Gemeinschaft des Menschengeschlechts das Verhältnis so eng beschränkt wurde, dass volle Zuneigung nur zwei oder nur sehr, sehr wenige Menschen umspannt. Es ist nämlich die Freundschaft nichts anderes als die (vollkommene) Übereinstimmung in allen Absichten und Meinungen in Verbundenheit mit Zuneigung und Liebe, die Menschen füreinander spüren. Kann man also viele 'echte Freunde' haben?
Freundschaft hängt eng mit der Treue zusammen und bindet zwei Menschen eng aneinander, was wiederum zu einer herben Enttäuschung führen kann, wenn eines dieser beiden ehrwürdigen Dinge verletzt worden ist. Denn in einer wirklichen Freundschaft gibt es weder Heucheln noch Verstellung; alles ist wahrhaftig und entspringt aus eigenem Wunsch. Daher ist das Wort Freundschaft (amicitia) auch von Liebe (amor) abgeleitet, die einen ersten Impuls gibt, ein Band der gegenseitigen Zuneigung zu knüpfen. Ein ehrwürdiger und schöner Grund, der in der Menschennatur selbst vorkommt, wie Cicero in seinem Brief über die Freundschaft schreibt.
Doch wenn dies nicht der Fall ist, kann aus Freund(-schaft) also (in-)direkte Feind(-schaft) entstehen, was dem einen oder anderen sicherlich vorgekommen sein dürfte. Doch kann man dann im Vornhinein von wahrer Freundschaft sprechen, wenn doch schon Aristoteles schrieb: Freundschaft bedeutet, dass eine Seele in zwei Körpern haust.
Genau dieser Gedanke – auch wenn es sich um einen Text menschlicher Beziehungen handelt – hat mich auf Grund der engen Parallelen nochmals darin bestärkt, dass es keine größere Freundschaft geben kann als zu seinem Haustier, das man bedingungslos liebt – auch wenn man in Sachen Erziehung und Willen nicht immer einer Meinung ist. ;-)
Zur Weiterempfehlung zweier ohnehin begnadeter Werke:
Cicero, Laelius. De amicitia - Über die Freundschaft
Aristoteles, Nikomachische Ethik
Liebe Frau Jung, vielen herzlichen Dank für den Kommentar – ich habe mir gedacht, dass das etwas für Überraschung sorgen wird, weil ich auch selbst quasi „überrascht“ war von dem Gedanken, schien er mir doch erst abwegig, aber doch so plausibel.